Nachgefragt: Angebot des Müttergenesungswerkes 

Am zweiten Sonntag im Mai ist in Deutschland Muttertag. Die Idee hinter dem Muttertag wurde weltweit von der englischen und US-amerikanischen Frauenbewegung geprägt, jedoch in Deutschland dann vom Blumenhandel vor fast 100 Jahren etabliert. Anlässlich des Muttertages am 9. Mai hat die Neue Binger Zeitung bei Susanne Jansen vom Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt Mainz-Bingen e.V. nachgefragt. Sie berät dort zum Angebot des Müttergenesungswerkes. Das Müttergenesungswerk ist eine Stiftung, deren Ziel es ist, Mütter, Väter und pflegende Angehörige in ihrer Gesundheit zu stärken. Jährlich nutzen fast 50.000 Mütter, 2000 Väter, mehr als 70.000 Kinder und rund 700 pflegende Angehörige dieses Angebot. Das Müttergenesungswerk finanziert sich ausschließlich aus Spenden, die Arbeiterwohlfahrt ist einer der Träger.

Wer kommt zu Ihnen?

Im Schnitt kommen jährlich 60 bis 70 Antragssteller*innen zu mir. Meist sind es Menschen in einer Erziehungsverantwortung. Für viele sorgt die Doppelbelastung von Beruf und Familie – aktuell auch Homeoffice, Homeschooling und die Pandemie-Situation – für Erschöpfung oder andere gesundheitliche Probleme. Aufgrund dieser Indikatoren hat der Hausarzt bereits eine Kur verordnet. Wir helfen ganz konkret bei der Antragsstellung bei den Krankenkassen und bei vorliegender Kosten-Genehmigung der Kur dann bei der Klinik-Auswahl. Diese ist abhängig vom gewünschten Schwerpunkt der Kur (Alleinerziehende, Trennung, Trauer o.ä.) und dem Alter des Kindes. Grundsätzlich sollte man eine Mutter/Vater-Kind-Kur als Präventionsmaßnahme verstehen. Wenn zum Beispiel eine ausgeprägte Depression oder chronische Gesundheitsprobleme vorliegen, kann eine Kur nicht helfen.

Was ist das konkrete Angebot des Müttergenesungswerkes?

Das Müttergenesungswerk arbeitet mit ungefähr 70 Kliniken deutschlandweit zusammen. In ihrem Netzwerk sind Kliniken zu finden, die sich auf Vater/Mutter-Kind-Kuren spezialisiert haben und vom Müttergenesungswerk auch unterstützt werden. Die  Kosten für eine Kur übernimmt jedoch die Krankenkasse. Die Kliniken erstellen gemeinsam mit den Elternteilen einen Therapieplan. Es geht darum die Gesundheit zu stärken, zu Kräften zu kommen und einen Weg zu finden, um mit den belastenden Alltagsstrukturen umzugehen. Physiotherapie, Entspannung, Bewegung und Therapiegespräche stehen meist auf dem Behandlungsplänen. Bei der Therapie ist bei Vätern der Schwerpunkt eher auf der Thematik der „Ernährerrolle“, bei den Müttern eher auf dem Thema der „Fürsorge“. Es wird auf jede Person individuell eingegangen. Eine Kur dauert drei Wochen und kann bei Bedarf und mit Absprache mit den Klinik-Ärzte um eine Woche verlängert werden.

Wie verbringen die Kinder die Kur?

Wenn bei Kindern eine medizinische Indikation vorliegt, wird hier ebenfalls behandelt. Wenn das Kind ausschließlich als Begleitung dabei ist, dann wird es von pädagogischen Kräften betreut. Es gibt schulbegleitenden Unterricht und Hausaufgabenbetreuung. 

Wie wird das Angebot angenommen?

Viele Eltern kennen die Möglichkeit einer Eltern-Kind-Kur gar nicht. Bei vielen fehlt auch die Kraft, sich organisatorisch darum zu kümmern. Wir unterstützen dort wo es möglich ist, aber den Antrag muss man schon selbst schreiben.

Wie schätzen Sie den langfristigen Erfolg solcher Kuren ein?

Man hat alle vier Jahre Anspruch auf eine Kur. Zu uns kommen viele Mütter nach vier Jahren wieder, weil sie die Kur gut fanden und noch einmal eine machen möchte. Man bekommt in der Kur Werkzeuge an die Hand, die man gut in den Alltag integrieren kann. Durch Therapien lernt man mit Stress und Belastung umzugehen, sich kleine Auszeiten zu organisieren. Da hilft schon eine Stunde, in der man Meditieren oder Yoga lernt. Zudem lernt man mit Konflikten und Krisen mit Kindern entspannter und besser umzugehen.

Wie ist die aktuelle Situation?

Momentan gibt es viel Unsicherheit, doch das ist nicht nötig. Die Kliniken sind gut vorbereitet, arbeiten mit Gesundheitsämtern zusammen, es gibt Tests und Hygiene-Konzepte. Gerade in dieser belastenden Zeit ist es wichtig, sich die Chance zu nehmen, sich in einem geschützten Raum wieder zu Kräften bringen zu lassen.

Kurz und knapp

Auf www.muettergenesungswerk.de kann man einen Test machen, ob Bedarf für eine Kur besteht. Hier besteht auch die Möglichkeit für das Müttergenesungswerk zu spenden.

 

Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Mainz-Bingen e.V., Saarlandstr. 30, 55411 Bingen

Susanne Jansen

Tel 06721 14015

Mail: info@awo-mainz-bingen.de

Mittwochs von 09 – 12:00 Uhr

 

Quelle: Neue Binger Zeitung, Samstag, 08.05.2021

Foto: Susanne Jansen