„Aus den Träumen des Sommers wird im Herbst Marmelade gemacht.“ –
Das war das Motto der diesjährigen Leckschmierkirb im AWO Seniorenzentrum Idar-Oberstein. Leckschmierkirb ist eine alte, auch vielen Bewohnern bekannte Dorftradition, die schon seit nunmehr 10 Jahren im September vor dem Haus gefeiert wird.
Schon einige Tage vorher wurden ohne großes Federlesen zwei Wannen Zwetschgen – eine Erntespende von Herrn Willi Casper aus Enzweiler – zu Kuchen verarbeitet. Da war die Ankunft von 75 kg Zwetschgen für die Leckschmier auch kein Problem. Gelassen, entspannt, in geselliger Runde, mit viel Humor und in gewohnt gekonnter Handfertigkeit entsteinten Bewohnerinnen und Bewohner am Vortag die großen Früchtemengen in den Wohnbereichen. Lore Becker teilte verschmitzt mit: “Das Entsteinen geht wie von selbst, wenn die Küchenmesser scharf genug sind!“ Ursel Stieh meinte nachdenklich und stolz: „Wenn meine Finger erzählen könnten, wieviel Obst sie schon Zeit meines Lebens verarbeitet haben, ich glaube, die Geschichte würde sehr sehr lang werden.“
Mit viel Vorfreude auf den kommenden Tag wurden die vorbereiteten Früchte eingezuckert und bereitgestellt. Gegen 8.00 Uhr kamen die ersten ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Holzfeuer wurde entfacht, der große Kupferkessel aufgesetzt und die ersten Mengen der süßen und fleischigen Früchte eingefüllt. Ab 8.30 Uhr begann der Reigen des regelmäßigen, ständigen Rührens. „Damit ja nichts anbrennt“, hieß es immer wieder. Das Tagesereignis lockte bereits schon am Vormittag fast 60 Bewohner vor das Haus. Es wurde rund um die Leckschmier viel diskutiert: Warum muss es ein Kupferkessel sein? Wieviel Zucker muss genommen werden, wenn die Früchte viel Eigensüße haben? Aus was und mit wieviel Anteilen muss die beste Gewürzmischung bestehen. Erfahrungen mit unterschiedlichen Rezepten wurden ausgetauscht. Auch Erinnerungen an die erste Leckschmierkirb im AWO Seniorenzentrum wurden sich erzählt. Erste nachweisliche Aufzeichnungen darüber gibt es ab 2008. Die Idee dazu entstand im damaligen Veranstaltungsausschuss, deren Mitglieder das Projekt in Angriff nahmen. Der Kupferkessel wurde von Bewohnerin Berta Nees zur Verfügung gestellt. Doris Galle fuhr noch nach Winneberg und besorgte dort einen großen Holzlöffel zum Rühren. Seit drei Jahren gehört zur AWO-Leckschmierkirb dazu, dass die am Vortag gesammelten Zwetschgenkerne mit Wodka und Kandiszucker für einen leckeren Likör angesetzt werden. Die Küchenmitarbeiter und das Hausmeisterteam wurden gelobt, die jedes Jahr in bewährter Teamarbeit hinter den Kulissen alle notwendigen Utensilien bereitstellen und notwendige Vorbereitungen treffen. Der fertige Zwetschgenkernlikör und die Leckschmier sind auch begehrte Artikel auf dem AWO-Weihnachtsbasar.
Einige Bewohner ließen es sich nicht nehmen beim Rühren zu helfen. Angehörige, Mitarbeiter und Besucher des Hauses gesellten sich dazu. Alle freuten sich über die warmen Strahlen der späten Sommersonne, nahmen die bunten Blätter des sich angekündigten Herbstes wahr und genossen den Geruch des Holzfeuers und der kochenden süßen Früchte. Für musikalische Unterhaltung sorgten am Vormittag Dieter Lofi und Erwin Birkenmair mit Posaune und Tenorhorn. Am Nachmittag spielte Günter Kronauer mit seinem Akkordeon und begleitete die Leckschmierkirb Besucher und die „rührigen“ Ehrenamtlichen mit stimmungsvollen Liedern.
Nach einem erprobten Hausrezept von Gerti Nicodemus wurde eine Gewürzmischung aus Zimt, Nelken, Anis, Sternanis und Kardamon gemischt, die für den besonderen Genuss in die Leckschmier gerührt wurde. Gegen 16.30 Uhr gab es die ersten Kostproben, denn die Oberfläche des Früchtebreis begann auffällig zu glänzen. Die Leckschmier wurde direkt vom Kessel auf frischem Bauernbrot mit Butter verteilt. Alle ließen es sich an der frischen Luft besonders gut schmecken. Ein wunderbarer früher Herbsttag, der mit allen Sinnen genossen wurde!
Noch eine Stunde musste weitergerührt werden, bis sich sieben Leckschmier-Ringe an der Innenseite des Kessels zeigten. Das war das Zeichen: Endlich fertig! Nun wurden in gewohnter Teamarbeit viele Gläser und Behälter gefüllt. Stolz wurde der Vorrat den Bewohnern präsentiert. Die Bewohner verabschiedeten mit der Vorfreude auf ein Frühstück am kommenden Morgen mit frischer Leckschmier. Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter feierten das Ende des gelungenen Tages mit Getränken und Rostbratwürsten und den Erinnerungen an den Beginn der Leckschmierkirb im AWO Seniorenzentrum.