Die Kooperation ist von Erfolg gekrönt. Dies ist das Resümee nach zwei Jahren. Die Kooperationspartner sind stolz darauf, dass sowohl den Kindern als auch den Senioren diese Möglichkeit des gegenseitigen Lernens geboten wird.

„Seit dem 03. Dezember 2015 besteht eine Kooperation mit der Ganztagsschule der Freien Waldorfschule Diez und dem AWO Seniorenzentrum Am Hain. Diese ist vor zwei Jahren entstanden, damit sich Jung und Alt die Hände reichen und eine Begegnung der Generationen entsteht. Damals erwarteten wir gespannt die Entwicklung der Besuche“, berichtet Helmut Hannappel, der Einrichtungsleiter der AWO Seniorenhäuser Diez, rückblickend. Eine naheliegende Idee, denn der Stadtwald „Hain“ verbindet beide Einrichtungen. Die Kinder sind zum Beispiel auf dem Spielplatz anzutreffen und die Senioren gehen dort spazieren. Helmut Hannappel ergänzt: „Ziel der Kooperation ist es Weiterbildungsziele und gesellschaftliche Verantwortung miteinander zu verbinden. Hierbei spricht man von Service Learning. Das heißt theoretische Lerninhalte des Unterrichts werden mit Projekten in gemeinnützigen Organisationen verknüpft. Dies entspricht dem Lernen im realen Leben, ganzheitlichem Lernen oder Lernen in einer fremden Lebenswelt. Es gibt wechselseitige Lernprozesse und es werden Erfahrungen/ Kompetenzen vermittelt.“
Dies war am 23.01.2018 Anlass für einen Rückblick sowie eine Reflektion der vergangenen zwei Jahre. Monika Wolff, die Koordinatorin der Ganztagsschule (GTS), und Ingrid Grotz, GTS-Betreuerin, hatten Katharina Neumann, Freiwilligenkoordinatorin, in die Schule eingeladen.
Das Resümee fiel sowohl von Seiten der Erzieher und Betreuer, als auch von Seiten der Sozialdienstmitarbeiter durchweg positiv aus. Die Kinder kommen gerne. Die Senioren haben ihre Freude an den gemeinschaftlichen Aktivitäten und sind entzückt von den Kindern. So ist es für beide Seiten (Schule/ Seniorenzentrum) schön zu beobachten, dass die Kinder unverblümt bzw. unvoreingenommen auf die Senioren zugehen. Ein Erfahrungsbericht verdeutlicht wie toll die Begegnungen sind und das beide Seiten profitieren: Manchmal akzeptieren die Kinder ein „nein“ der Senioren nicht. Wenn zum Beispiel ein Senior sagt, er könne nicht malen. Die Kinder nehmen dann die Hand des Senioren in die eigene Hand und machen gemeinsam den Anfang. Die Kinder zeigen den Senioren: „Schau mal, so wird es gemacht. So geht es. Das kannst du auch. Mach mal.“ Dann geht es plötzlich auch. Die Senioren sagen erst: „Das kann ich nicht.“ Durch die Unvoreingenommenheit der Kinder und deren motivierende Art, können die Senioren dann doch. Die Welt erscheint für die Kinder verdreht. Denn sonst sind es die Kinder, die sagen: „Das kann ich nicht!“ Hier werden die Kinder zu denen, die einen helfenden Ansatz zeigen. Die Kinder kommen mit einem Auftrag in die Einrichtung. Sie haben in der Einrichtung etwas zu tun. Die Senioren scheinen den Kindern gegenüber keine Angst zu haben, dass sie versagen könnten, weil die Kinder spielerisch auf die Senioren zugehen.
Was interessant zu beobachten ist, dass die Kinder das „Du“ ganz selbstverständlich nutzen. Sie zeigen damit die Nähe anstelle von Distanz zu den älteren Menschen. Da schwingt ganz viel Gefühl mit.
Viel Staunen gab es über einen 100-jährigen Bewohner, der mittlerweile verstorben ist. Selbstverständlich hatten die Kinder daraufhin auch viel Trauer, als dieser Bewohner verstarb. Was haben die Kinder daraus gelernt? Sterben, Tod und Trauer gehören zum Leben dazu und der Mensch ist alt geworden, hat sein Leben gelebt.
Ebenso unvoreingenommen reagieren die Kinder auf Pflegerollstühle oder Verhaltensauffälligkeiten von Senioren, wie zum Beispiel plötzliches weinen und nach Hause wollen, was gerade bei neueingezogenen Senioren oder an Demenz erkrankten Bewohnern vorkommen kann. Die Kinder haben keinerlei Berührungsängste. Im Gegenteil, mit den Rollstühlen würden sie gerne eine Rallye machen.
Die Senioren sind gewinnbringend, denn sie strahlen Ruhe auf die Kinder aus. Da wird selbst der größte Rabauke sanftmütig und handzahm. In der Schule benehmen sich die Kinder wie daheim. In der AWO sind sie zu Besuch und benehmen sich den Bewohnern gegenüber freundlich, höflich, zuvorkommend, so dass sogar manch Erzieher/Betreuer seine Kinder nicht wiedererkennt und über das positive Verhalten staunt. Positiv ist auch der Spaziergang zur AWO, da sind nämlich schon viele Energien verbraucht.
Das Waffelbacken hat Kinder und Senioren zueinander gebracht, denn die Senioren haben den Kindern erklärt und gezeigt, was sie tun müssen, wie zum Beispiel die Schöpfkelle gehalten werden muss. Auch die mitgebrachten Kreppel an Fasching waren ein Highlight, denn die regten zum Erzählen an, wie Fasching früher für die Bewohner war. Begeisterung kam auch auf, als die Kinder an Fasching in ihren Kostümen die Bewohner besuchten.
Die Kinder haben viel Freude, Spaß, Begeisterung bei ihren Besuchen, sie bereiten die Termine, jeden vierten Donnerstag im Monat, mit Leidenschaft vor und sind enthusiastisch dabei, etwas aufführen zu wollen oder Geschenke für die Bewohner zu basteln.
Monika Wolff und Ingrid Grotz schließen den gegenseitigen Austausch mit einer Einladung: „Wir möchten die Senioren, deren Angehörige und die Mitarbeiter herzlich zu unserem Sommerfest am 25.08.2018 einladen. Es wäre uns eine Freude sie auch mal bei uns an der Schule willkommen heißen zu dürfen.“
Katharina Neumann, die Freiwilligenkoordinatorin, findet zum Abschluss anerkennende und lobende Worte: „Ich möchte die Kreativität der Erzieher/ Lehrer loben. Jedes Mal haben Sie neue Ideen und kommen mit neuen Überraschungen zu uns. Wir sind immer wieder aufs Neue fasziniert. Außerdem begeistert uns das Feingefühl der Kinder im Umgang mit den Senioren. Wir sind sehr froh, dass unsere Kooperation besteht und Sie uns besuchen. Es ist für uns zudem interessant, einen Einblick in die Waldorfpädagogik zu erhalten und diese näher kennenlernen zu dürfen und zu sehen, was für wunderbare Kinder heranwachsen, die in der Entwicklung ihrer sozialen Kompetenzen gefördert werde. Sie richten sich auf die seelischen und geistigen Veranlagungen und Begabungen der Kinder aus, das spüren wir hier. Der vielfältige künstlerische Unterricht ist für uns eine Bereicherung, denn die Bewohner erfreuen die Lieder oder das Musizieren.“