Wertschätzung statt Stigmatisierung!

So lautet die gemeinsame Forderung der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege in Rheinland-Pfalz und der lag arbeit RLP e.V. mit Blick auf die fast 60.000 langzeitarbeitslosen Menschen im Land. In einer gemeinsamen Fachveranstaltung am 09. November 2018 im Landesmuseum in Mainz wurden die Ursachen für bestehende Vorurteile gegenüber dieser Personengruppe in oft prekären Lebenslagen beleuchtet. Die Veranstalter machten aber auch konkrete Vorschläge für veränderte Rahmenbedingungen, die eine wertschätzende Arbeit in den Jobcentern und bei den arbeitsmarktpolitischen Trägern erleichtern würden.

Langzeitarbeitslose sind in besonderer Weise Vorurteilen ausgesetzt. Neben ihrer oft prekären Lebenslage fühlen sie sich nicht selten als Bürger/innen zweiter Klasse, von der Gesellschaft abgehängt und von ihrem Umfeld ausgegrenzt. Prof. Dr. Ruth Enggruber von der Hochschule Düsseldorf stellte den zahlreichen Teilnehmenden aus Politik, Gesellschaft, Verbänden, von arbeitsmarktpolitischen Trägern, Jobcentern und Arbeitsagenturen die Ergebnisse der wissenschaftlichen Diskussion zum notwendigen Veränderungsbedarf in der sozialen Arbeit mit von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen vor: Die oftmals fehlende gesellschaftliche Wertschätzung gegenüber dieser Personengruppe spiegele sich auch in den schlechten Rahmenbedingungen für eine professionelle Beratungs- und Unterstützungsarbeit bei den arbeitsmarktpolitischen Trägern und in den Jobcentern wider.

Für die Veranstalterinnen wiesen Pfarrer Albrecht Bähr, stellvertretender Vorsitzender der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege in Rheinland-Pfalz und Monika Berger, Vorsitzende der lag arbeit RLP e.V. in ihren Grußworten darauf hin, dass sich diese Befunde mit den Erfahrungen ihrer Mitgliedsorganisationen decken.

Beide betonten: „Eine gute und erfolgreiche sozialpädagogische Arbeit in den arbeitsmarktpolitischen Projekten und Maßnahmen bedarf entsprechender gesetzlicher Rahmenbedingungen. Im Umgang mit den Betroffenen ist ein an den Ressourcen der Betroffenen orientierter, wertschätzender Ansatz notwendig.“

Wie eine gute und wertschätzende sozialpädagogische Arbeit in der Praxis aussehen könnte, stellte im Anschluss Werner Lüttkenhorst am Beispiel des Selbstvermittlungscoachings vor.

Ein Ziel der Fachtagung war es, den bestehenden politischen Handlungsbedarf einzufordern.

„Wir hoffen, dass wir mit unserem Fachtag im Landtag von Rheinland-Pfalz einen Impuls für notwendige gesetzliche Änderungen auch auf Bundesebene setzen konnten. Mehr Wertschätzung für die langzeitarbeitslosen Menschen, aber auch für die Fachkräfte, die sie bei ihrer Reintegration in Arbeit und Gesellschaft unterstützen, tut dringend Not!“, konstatiert Monika Berger am Ende der Veranstaltung.

„Von Langzeitarbeitslosigkeit betroffene Menschen empfinden Sanktionen häufig als stigmatisierend, weil ihnen unterstellt wird, dass sie nicht alles dafür tun, unabhängig von diesen staatlichen Leistungen zu leben. Wir fordern daher eine Reform der Sanktionspraxis, eine ausreichende personelle und finanzielle Ausstattung in den Jobcentern und förderliche Rahmenbedingungen für eine wertschätzende sozialpädagogische Arbeit in der Beschäftigungsförderung statt kurzfristiger Maßnahmen“, ergänzt Dr. Martina Messan das Resümee der Veranstalterinnen.

Hintergrund:

Die LIGA der Freien Wohlfahrtspflege in Rheinland-Pfalz e.V. ist der Zusammenschluss der fünf Verbandsgruppen – Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Diakonie, Deutsches Rotes Kreuz und Der Paritätische – zu einem Spitzenverband auf Landesebene. Die Verbandsgruppen beschäftigen zusammen über 160.000 Mitarbeitende. Zusätzlich engagieren sich mehr als 30.000 Ehrenamtliche in den Wohlfahrtsverbänden in Rheinland-Pfalz. Die LIGA versteht sich als Lobby benachteiligter Menschen und tritt als sozialpolitischer Akteur für deren Interessen ein.
Die Landesarbeitsgemeinschaft Arbeit Rheinland-Pfalz e. V.“ (lag arbeit) ist ein Zusammenschluss von derzeit 26 Trägern, die an zahlreichen Standorten in Rheinland-Pfalz Beschäftigung, Qualifizierung und Unterstützung bei der beruflichen (Re-)Integration für am Arbeitsmarkt benachteiligte Personengruppen organisieren. Die lag arbeit versteht sich als Interessenvertretung nicht nur für ihre Mitgliedsbetriebe, sondern insbesondere auch für arbeitslose und von Arbeitslosigkeit bedrohte Menschen in Rheinland-Pfalz.
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