Wenn Elfriede Pretz auf ihr Leben zurückschaut, kann sie zu Recht zufrieden sein. Fünf Kinder, vier Söhne und eine Tochter, hat sie großgezogen, aus denen alle etwas Anständiges geworden ist, wie gerne betont; und mit ihnen steht sie, während sie ihren Lebensabend im AWO-Seniorenzentrum auf der Bendorfer Vierwindenhöhe verbringt, auch heute noch in ständigem Kontakt. Selbstverständlich ist so etwas längst nicht mehr überall. Doch wer sich etwas länger mit Elfriede Pretz unterhält und dabei ihre bescheidene und zugleich gewinnende Art kennen lernt, spürt bald, warum das in ihrer Familie so ist.
Geboren wurde Elfriede Pretz 1931 in Koblenz, aber sie nennt sich doch eine echte Vallendarerin. In Vallendar hat sie über 70 Jahre ihres Lebens verbracht und sich dort immer sehr wohl gefühlt. Ihre Jugendjahre waren freilich alles andere als leicht. Sie war noch ein Kind, als sie ihren Vater verlor; und weil ihre Mutter kein zweites Mal heiraten wollte, blieb sie ein Einzelkind. Bei einem Bombenangriff auf Koblenz wurde auch ihr Elternhaus getroffen und sie und ihre Mutter wurden nach Thüringen evakuiert. Doch als bald danach die Rote Armee von Osten her vorrückte, musste schon wieder die Flucht zurück n den Wesen angetreten werden, wo sie zwar heil ankamen, aber vor dem Nichts standen.
„Ich wäre gerne Hebamme geworden“, lächelt Elfriede Pretz, „aber daraus konnte nichts werden, weil für diese Ausbildung das zur Verfügung stehende Geld nicht reichte“. So wurde sie Kindergärtnerin und arbeitete in Bernkastel-Kues und dann in Bad Honnef in einer Kindergarteneinrichtung. Dann lernte sie ihren späteren Ehemann Nikolaus Pretz, natürlich einen „echten Vallerer Jung“ kennen. 1951 wurde geheiratet.
Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder, darunter auch einmal Zwillinge, hervor und damit gab es Arbeit mehr als genug im Haushalt. Der Druckermeister Nikolaus Pretz musste als Beamter beim Bundeswehrbeschaffungsamt in Koblenz alleine für den Unterhalt der Familie sorgen. „Wir waren nicht reich, aber glücklich“, sagt Elfriede Pretz. „Und vor allem waren wir zufrieden, mit dem, was wir hatten“.
Alle fünf Kinder haben sich eine gesicherte Existenz erarbeiten können. Als Beispiel soll hier nur ihr zweiter Sohn Fred Pretz erwähnt werden, der seit 1998 Bürgermeister der Verbandsgemeinde Vallendar ist und sich bei jeder Wahl über eine deutliche Stimmenmehrheit freuen durfte. „Alle Kinder leben mit ihren Familien in der unmittelbaren Umgebung und kommen mich gerne und häufig in Bendorf besuchen“, freut sich Elfriede Pretz.
Im Seniorenzentrum auf der Bendorfer Vierwindenhöhe fühlt sich Elfriede Pretz ausgesprochen wohl. Doch es keine leichte Umstellung für sie gewesen. „Mein Vallendar habe ich nur sehr ungern verlassen“, gesteht sie freimütig. Und in den ersten Wochen habe sie deswegen oftmals geweint; doch habe sie ja auch in Bendorf den geliebten Rhein in ihrer Nähe; und inzwischen sei sie längst sehr zufrieden mit ihrem neuen Wohnsitz, den sie vor knapp fünf Jahren bezogen hat.
„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Haus sind sehr aufmerksam und freundlich, das Essen schmeckt gut, das Zimmer mit Balkon und mit Blick auf den Rhein gefällt mir sehr“, sagt sie lächelnd. Auch unter den Bewohnerinnen und Bewohnern seien viele nette Leute. Nur mit den Augen werde es leider immer schlechter, bedauert sie. „Doch Jammern und Knatschen waren noch nie meine Sache“, meint sie abschließend.
Elfriede Pretz blickt also zu Recht zufrieden auf ihr bisheriges Leben zurück. Ihr Optimismus, ihre menschlich offene und ehrliche Art und ihre Bescheidenheit haben sie immer begleitet auf ihrem geraden Weg durch nunmehr mehr als acht nicht immer leichte, aber doch auch glückliche Jahrzehnte.