Zahlreiche Gäste – und nicht nur Frauen – waren der Einladung des AWO Kreisverbandes in die Begegnungsstätte Neumagen-Dhron gefolgt. Nach der kurzen Begrüßung durch die Kreisvorsitzende Maria Bölinger, stellte Leo Wächter, 1. Beigeordnete der VG Bernkastel-Kues, in seinem Grußwort fest, dass auch noch 100 Jahre nach dem Frauenwahlrecht immer noch keine Gleichstellung von Mann und Frau realisiert ist. Um diesem Ziel näher zu kommen, sei es von besonderer Bedeutung, dass Frauen sich zur Wahl stellen und dass Frauen von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen.
Michael Wurm, Qualitätsmanager vom AWO Bezirksverband Rheinland gab anschließend einen kurzen Einstieg ins Thema: „ Frauen vor 100 Jahren – Was brauchen Frauen heute?“
Der dann folgende 20 min. Film „100 Jahre Arbeiterwohlfahrt“ beschrieb die Geschichte der AWO von 2019 bis heute. Er erzählte z. B. von der Gründung durch Frauen, von der Gründungsidee „bessere Vereinbarkeit von Kinderbetreuung und Seniorenpflege und Beruf bzw. gesellschaftliches Engagement“, ein besseres pädagogisches Konzept zur Kindererziehung, berufliche Qualifikation von Frauen zur pädagogischen Früherziehung an eigenen Schulen. Ebenso wurden die politischen Forderungen der AWO genannt z.B. die Gleichstellung von Mann und Frau, neues Jugendhilferecht, Prävention Kinderarmut.
In der sich anschließenden sehr regen Gesprächsrunde, moderiert von M. Wurm, wurde von vielen Frauen geschildert, welche Steine ihnen beruflich in den Weg gelegt wurden, mit welchen Problemen bzw. Vorurteilen sie zu kämpfen hatten. Einer Frau wurde sogar gesagt, dass „ ihr vor lauter Emanzipation bald ein Bart wachsen würde“. Anderen wurde vorgeworfen, dass sie schlechte Mütter seinen oder ihnen wurde eine freie Berufswahl versagt, da sie ja „so wie so später heiraten“. Es wurde jedoch auch erfreulicherweise festgestellt, dass sich von damals bis heute schon viel geändert hat. Der Mann ist zwar immer noch meistens der „Verdiener“ in der Familie, jedoch junge Väter und Ehemänner engagieren sich mehr als früher im Haushalt oder bei der Betreuung der Kinder. Auch Bettina Brück MDL stellte heraus, dass das Land bislang schon viel für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf getan habe, so die KITA Beitragsfreiheit, Ganztagsschulen und zur Zeit wird über die Garantie der 7stündigen Kinder-Betreuung beraten.
Alle waren sich darin einig, dass noch viel zu ändern ist, um eine wirkliche Gleichstellung von Mann und Frau zu erreichen, bis ein wirkliches Selbstbestimmungsrecht der Frau Realität wird.

So sollten
• Väter und Mütter die Elternzeit zur Betreuung des Kindes gleichermaßen nehmen
• die Kindererziehungszeiten und Pflegezeiten müssen wie Berufsjahre anerkannt werden (bei der Rente und bei Tarifverträgen –
Berufserfahrungsjahre)
• für gleiche Arbeit muss gleich bezahlt werden
• mehr Frauen bei den Tarifverhandlungen mitentscheiden können
• sich mehr Frauen in politischen Ämtern engagieren, damit die Anliegen der Frauen durchgesetzt werden können.

Zum Abschluß fasste die Kreisvorsitzende zusammen, dass diese Probleme heute nicht lösbar sind, jedoch wir sollten sie ständig ins Gespräch bringen, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Auch sie forderte die Frauen auf, sich für ein politisches Amt zu bewerben bzw. anderen Frauen, Mut hierzu zu vermitteln. Ein besonderes Anliegen sei ihr allerdings, dass alle Frauen wählen und zwar sollen sie Frauen wählen, die sich für die Bedürfnisse der Frauen einsetzen. Erst wenn mehr Frauen den politischen Alltag vor Ort mitgestalten, erst dann kann ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden.

Abschließend dankte sie für eine offene Gesprächsbereitschaft allen Anwesenden, für eine interessante, lebendige und angenehme Veranstaltung – passend zum int. Frauentag.