Berlin / Marseille, 06. September 2018

SOS MEDITERRANEE fordert von den europäischen Staats- und Regierungschefs erneut eine Lösung für die Seenotrettung im Mittelmeer
Während sich Staatspräsident Emmanuel Macron und Bundeskanzlerin Angela Merkel am morgigen Freitag in Marseille/ Frankreich treffen, fordert die Seenotrettungsorganisation SOS MEDITERRANEE die europäischen Staats- und Regierungschefs erneut dazu auf, eine Antwort auf die humanitäre Krise im Mittelmeer zu finden. Die Organisation betreibt gemeinsam mit Ärzte ohne Grenzen (MSF) das Rettungsschiff „Aquarius“.

„Als europäische Organisation, die ihre Wurzeln in Deutschland und Frankreich hat, ruft SOS MEDITERRANEE alle EU-Mitgliedstaaten und insbesondere Deutschland und Frankreich dazu auf, ihrer Verantwortung nachzukommen und die Rettung von Menschen ganz oben auf ihre politische Agenda zu setzen“, sagte Verena Papke, Geschäftsführerin von SOS MEDITERRANEE Deutschland.

„Im zentralen Mittelmeer sterben so viele Menschen wie schon lange nicht mehr und das, weil humanitäre Organisationen an ihrem lebensrettenden Einsatz gehindert werden und die europäischen Regierungen zugleich kein System zur Rettung von Menschen bereitstellen, die aus Libyen flüchten“, ergänzte Papke. „Die jüngsten Kämpfe in Libyens Hauptstadt Tripolis zeigen einmal mehr, dass dieses Land kein sicherer Ort ist und man Flüchtende nicht dorthin zurückschicken darf“.

Unterdessen bereitet sich die Aquarius-Crew im Hafen von Marseille auf die bevorstehende Rückkehr in internationale Gewässer vor der libyschen Küste vor, um den lebensrettenden Einsatz auf der tödlichsten Fluchtroute der Welt fortzusetzen.

Die letzten Rettungseinsätze, die die Aquarius am Freitag, den 10. August, gemäß internationalem Seerecht unter Koordination der libyschen Seenotleitstelle (LYJRCC) durchgeführt hat, zeigen erneut, dass die von der EU unterstützte libysche Küstenwache nicht in der Lage ist, eine Rettung vollständig zu koordinieren und einen sicheren Ort für die Geretteten zur Verfügung zu stellen.

„Die unangemessene Reaktion der EU auf die humanitäre Krise im Mittelmeer hat dieses Jahr zu weiteren Toten geführt“, kommentierte Sophie Beau, Mitbegründerin und Vizepräsidentin des europäischen SOS MEDITERRANEE-Netzwerks. „Die EU muss dringend ein System für die Rettung auf See und die zeitnahe Ausschiffung der Geretteten einführen – auf Grundlage des Solidaritätsprinzips zwischen den Mitgliedstaaten und im Einklang mit internationalem Seevölkerrecht und Menschenrechten. Die Überlebenden müssen an einen sicheren Ort gebracht werden, an dem ihre Grundbedürfnisse erfüllt und ihre Grundrechte, einschließlich des Rechts auf Asyl, gewährleistet sind. Als größte EU-Mitgliedsstaaten spielen Frankreich und Deutschland hierbei eine entscheidende Rolle“, sagte Beau.

SOS MEDITERRANEE appelliert darüber hinaus an Macron und Merkel, sich entschieden gegen die Behinderung und Kriminalisierung humanitärer Organisationen zu stellen. Menschen in Not zu retten ist eine rechtliche und moralische Verpflichtung. Solange Menschen ihr Leben auf der Flucht über das Meer riskieren müssen, wird die Aquarius weiter Menschen aus Seenot retten, beschützen, und an einen sicheren Ort bringen.

Wir, die europäischen Bürger*innen, erwarten von Frankreich und Deutschland, als Eckpfeiler der europäischen Idee, den Weg für eine gemeinsame Lösung zur Wahrung der europäischen Werte von Menschlichkeit und Solidarität auf See zu ebnen.