Die Altenhilfe in Deutschland befindet sich in einer Krise, die auch wir als Wohlfahrtsverband direkt spüren
Während der Bedarf an Pflegeplätzen stetig steigt, stehen in einigen unserer 14 Seniorenzentren ganze Wohnbereiche leer – Bereiche, die normalerweise von Leben und Gemeinschaft erfüllt sind. Pflegekräfte arbeiten längst an ihrer Belastungsgrenze. Das Berufsbild wird von jungen Menschen oft als wenig attraktiv wahrgenommen. Die Herausforderungen der Coronapandemie haben diese Wahrnehmung noch verschärft und teilweise zu Abwanderungen von Personal in andere Branchen geführt. Im Rheinland versuchen wir, durch innovative Ansätze und Lösungen nicht nur kurzfristig Abhilfe zu schaffen, sondern langfristig die Qualität der Altenhilfe zu sichern.
„Jede Krise wirft nicht nur eine Reihe von Problemen auf, sondern eröffnet auch immer wieder eine Vielzahl von Chancen.“, so Heinz Hörter, Geschäftsbereichsleitung Soziale Dienste | Altenhilfe.
Neue Arbeitszeitmodelle und bessere Bedingungen für Pflegekräfte
Ein zentraler Baustein für die Zukunft der Altenhilfe ist die Verbesserung der Arbeitsbedingungen.
Wir bieten in einigen unserer Seniorenzentren die 5-Tage-Woche an. Sie ermöglicht den Pflegekräften mehr Raum für Erholung und verschafft persönliche Flexibilität. Neben der Zufriedenheit der Mitarbeitenden wird die Attraktivität als Arbeitgeberin erhöht. Eine optimierte Personalstruktur mit gut ausgebildeten Pflegekräften fördert eine höhere Belegung und ausgelastete Wohnbereiche. Die „Tourenplanung“ für effizienteren Personaleinsatz und verbesserte Arbeitsprozesse wird eingeführt. Beides steigert die Versorgungsqualität nachhaltig.
Leerstand als Ressource
Indem wir leerstehende Bereiche in unseren Einrichtungen als wertvolle Ressource nutzen, schaffen wir nicht nur mehr Platz für dringend benötigte Angebote, sondern fördern gleichermaßen den sozialen Austausch und die Integration unterschiedlicher Generationen und Kulturen.
So wurde das Angebot im Haus der Generationen in Neuwied im Frühjahr um eine Interkulturelle Wohngruppe für geflüchtete minderjährige Jugendliche ergänzt. Auf diese Weise gelingt uns das Zusammenbringen von Senior*innen, Kindern und Menschen aus dem Quartier an einem Ort und eine nachhaltige Revitalisierung des Hauses. Die erfolgreiche Umsetzung eines Pilotprojektes im Seniorenzentrum Ursel Distelhut in Mainz-Mombach bietet seit Herbst 2024 Studierenden bezahlbaren Wohnraum.
Wir entlasten so nicht nur die angespannte Wohnungsmarktsituation, sondern stärken den sozialen Zusammenhalt. Neben einem Zimmer haben die Studierenden die Option zur Mitarbeit. Am Standort Trier werden freie Kapazitäten künftig genutzt, um unter anderem eine Hebammeninitiative zu unterstützen und Wohnraum für ausländische Pflegekräfte bereitzustellen.
Blick in die Zukunft
Ein leerer Wohnbereich ist für unseren Verband ein Raum voller Möglichkeiten. Ein Raum, in dem wir durch Ideen, Hoffnung und Zusammenhalt ein neues Kapitel aufschlagen können. Darüber hinaus setzen wir uns gemeinsam mit unserem Dachverband (AWO Bundesverband), der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege und der Pflegegesellschaft in Rheinland-Pfalz dafür ein, im Dialog mit der Politik für einen zukunftssicheren Sozialstaat für alle Menschen einzustehen.