„Horch‘, was kommt von draußen rein?  ..“.  Ja, was kommt da wohl von draußen rein? Es sind natürlich die Pflegeclowns auf ihrer allwöchentlichen Tour durchs AWO Mehrgenerationenhaus Remeyerhof.  Mit einem Lächeln im Gesicht stimmen viele der Seniorinnen und Senioren des Wohnbereichs mit ein: „Hollahi, hollaho, wird wohl mein Feinsliebchen sein, hollahiaho!“

Erwartungsvoll richten sich die Augen der Anwesenden auf die drei kunterbunt gekleideten Pflegeclowns: Fritz (Norbert Reisinger),   Amanda (Uta Neeb-Hill) und Olga (Marianne Hilgartner), die singend um die Ecke kommen. Seit zwei Jahren legen die drei nun regelmäßig jeden Dienstag ihre Alltagsrolle als Rentner ab und schlüpfen in ihre Clownrollen. Mit roter Nase, seltsamen Kopfbedeckungen und wechselnder sehr bunter, nicht immer passender Kleidung wollen die drei eigentlich nur eins: Auffallen und für Gesprächsstoff in einem oftmals tristen Alltag sorgen. Warum muss immer alles perfekt sein? Ein roter und ein blauer Schuh oder ein geringelter und ein gestreifter Strumpf sehen doch viel interessanter aus! Die drei kommen als  Versager, die manches nicht verstehen, sie brechen bewusst Normen und Regeln, benehmen sich daneben, erzählen Witze und Geschichten und  werden dafür von den Bewohnern geliebt.

Die ersten Bewohner sind aufgestanden und schwingen schon das Tanzbein, während Fritz stimmungsvoll auf seiner Ziehharmonika das Odenwaldlied  erklingen lässt. „Tief im Odenwald steht ein Bauernhaus ………“ Gelöste Heiterkeit erfüllt den Raum und weckt bei vielen Senioren alte Erinnerungen. Obwohl der Alltag von Demenz und Vergessen gekennzeichnet ist, Liedtexte und Melodien werden nicht vergessen. Manche Bewohner können ohne Mühe viele alte Volkslieder in mehreren Strophen mitsingen! Inzwischen haben Gesang und Lachen weitere Personen aus Zimmern und anderen Stockwerken angelockt, so dass es richtig voll geworden ist.

Mit von der Partie sind heute auch drei Handspielpuppen: Frosch Fridolin sowie die rosafarbenen Geierkinder Bela und Rosalie. Was haben die nicht alles zu erzählen! Liebevoll tätschelt eine Seniorin Frosch Fridolin, der sich wieder einmal beschwert, dass es keine Fliegen zu essen gibt. Auch die sich schüchtern gebende Rosalie erweist sich bei näherer Betrachtung als gar nicht mehr schüchtern, sondern als eher frecher und vorlauter Vogel, der mit Vorliebe kleine Frösche, die aus Luftballons gebastelt wurden, verspeist! Ein Bewohner fragt, was denn eigentlich in den Koffern der Clowns enthalten sei: außer einigen kleineren Perkussionsinstrumenten, mit denen Fritzens  Ziehharmonika- Musik wirkungsvoll unterstützt wird, dürfen Lachsäcke, bunte Bälle, Seifenblasen, bunte Tücher und vieles mehr nicht fehlen. Extra für die Bewohner haben Fritz und seine Kolleginnen gelernt, wie Tiere aus Luftballons geknotet werden. So wandern die Clowns von Stockwerk zu Stockwerk. Meistens ist die Zeit viel zu kurz, um alle Wohnbereiche zu besuchen. Nur ungern werden die Clowns mit: „Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus, …..“ wieder ziehen gelassen, nicht bevor sie selbstverständlich versprochen haben, nächste Woche wieder zu kommen.

Außerdem werden auch Bewohner, die dauerhaft bettlägerig in ihren Zimmern verbleiben müssen, von den Pflegeclowns besucht. Auch mit ihnen werden Lieder gesungen, kleine Geschichten erzählt oder humorvoll über vermeintliche Probleme des Lebens diskutiert.

Nach zweieinhalb Stunden beendet die Gruppe ihre clowneske Tournee und verlässt in normaler Kleidung und ohne rote Nase das Haus. Wie merkwürdig, dass einige Bewohner verständnislos schauen, als die drei noch einmal einigen Senioren aus einem Wohnbereich zuwinken. Nur als Clowns können sie spontan Freude erwecken und den Vorhang von Demenz und Vergessen durchdringen!

(Uta Neeb-Hill)