Im AWO Seniorenzentrum Lotte Lemke engagieren sich seit Herbst 2017 mehrere Flüchtlinge ehrenamtlich.

„Früher fehlten uns manchmal Ehrenamtliche, die mit Bewohner*innen, die selten oder kaum Besuch bekommen, spazieren gehen, mit ihnen Karten spielen oder ihnen einfach nur zuhören.“, sagt Einrichtungsleitung Nicole Eberhard.

Die meisten der ehrenamtlich engagierten Flüchtlinge nutzen diese Möglichkeit, um Deutsch zu lernen, Deutsche kennenzulernen und insgesamt mehr über die deutsche Gesellschaft in Erfahrung zu bringen. Viele wollen auch einfach etwas zurückgeben. So auch der 30-jährige Eritreer Efrem Beyene, dem vor sieben Jahren die Flucht aus seiner einstigen Heimat, Eritrea, gelang.

Wären da nicht die schlimmen Misshandlungen während seiner Militärdienstzeit gewesen, hätte er seine Heimat und Familie nicht verlassen wollen, sagt er schüchtern. Die Senior*innen des Lotte Lemke Hauses schätzen den jungen Mann als hilfsbereiten und sehr empathischen Helfer, der mit ihnen spazieren geht, Karten spielt und zupackt, wann immer sie technische Hilfe benötigen.

„In meiner Heimat war ich Elektriker und Handwerker. Ich liebe es, Dinge zu reparieren und so helfen zu können. Seitdem ich in Deutschland bin, haben mir viele tolle Menschen geholfen, ich bin froh, dass ich etwas zurückgeben kann“, sagt Efrem über sein ehrenamtliches Engagement.

Kleine Geschenke, die ihm die Bewohner*innen aus Dankbarkeit schenken wollten, lehnt er ab, er habe alles, was er brauche. Der Einsatz ehrenamtlicher Helfer*innen war der Ehrenamtskoordinatorin des Lotte Lemke Hauses, Seren Evisen, ein Herzenswunsch.

„Oft dominieren negative Nachrichten über Flüchtlinge, ich selbst habe in meinem ehrenamtlichen Engagement aber viele positive Erfahrungen gesammelt. Die meisten kommen aus Kulturen, in denen ältere Menschen einen bedeutenderen Platz in der Gesellschaft einnehmen als dies bei uns der Fall ist. Dies zeigt sich dann in der sehr zuvorkommenden Art und Weise, wie unsere Ehrenamtlichen mit Fluchthintergrund mit den Senior*innen des Hauses umgehen. Das Engagement hier gibt ihnen viel von ihrem Selbstvertrauen, das sie unter den widrigen Umständen des Krieges und der Flucht verloren, zurück. Es ist sehr viel wert, die schönen Generationen verbindenden und Grenzen überwindenden Begegnungen zwischen Efrem und den Senior*innen zu sehen. Die Herkunft spielt bei solchen Begegnungen keine Rolle mehr, was zählt ist Vertrauen & Empathie! Wir hoffen, dass Efrem Beyene eine unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigung bekommt und uns so weiterhin als ehrenamtlicher Helfer erhalten bleibt.“, so Seren Evisen.