Bei der Vernissage in der AWO Residenz Oranienstein sind 26 Aquarelle von Gisela Diebold und 21 kunsthandwerklich gestaltete Spiegel von Elli Wilczek präsentiert worden

Bis zum letzten Platz besetzt war das Foyer der AWO-Residenz Oranienstein bei der Vernissage der Ausstellung „Weibliche Kunst im Spiegel“ der beiden Künstlerinnen Gisela Diebold (Diez) und Elli Wilczek (Limburg). Der Einrichtungsleiter der AWO-Seniorenhäuser Diez, Helmut Hannappel, begrüßte fünfzig Besucher, die sich eingefunden hatten, um 26 Aquarelle und 21 kunsthandwerklich gestaltete Spiegel der beiden Künstlerinnen zu betrachten. Die Ausstellung läuft noch bis 12. April; die Exponate können montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.

Die Vernissage war der Abschluss einer Veranstaltungsreihe, die die AWO-Seniorenhäuser Diez anlässlich des Weltfrauentags vom 8. März ausrichteten, um einerseits die Leistungen der Frauen als „Heldinnen des Alltags“ zu würdigen und andererseits die früher zu Unrecht gering geschätzte weibliche Kompetenz zu Kreativität und Künstlertum hervorzuheben. Alois Diebold, zweiter Beigeordneter der Stadt Diez, zeigte sich in seinem Grußwort beeindruckt über so viel Wertschätzung und Interesse an der Werkschau der weiblichen Kunstschaffenden aus Diez und Umgebung.
Schon die musikalische Umrahmung stand unter dem Leitsatz „von Frauen für Frauen“. Katerina Dolke (Piano) leitete die Vernissage ein mit einer Humoreske der von Zeitgenossen als „weiblicher Beethoven“ eingeschätzten Emilie Mayer und mit der a-moll Romanze von Clara Schumann. Hier wie auch bei den abschließend dargebotenen Stücken aus den Trois Morceaux pour Piana von Lili Boulanger begeisterte sie mit Virtuosität und restlos stimmiger Interpretation der Partitur und erhielt begeisterten Applaus.

In einer Art Talkshow, moderiert vom Leiter der Betreuten Wohnanlage der AWO-Seniorenhäuser Volker Hermanns, verrieten beide Künstlerinnen Biografisches, Persönliches und spezifisch Künstlerisches. Bei beiden waren es äußere, eher zufällige Anstöße, die sie zum künstlerischen Schaffen animierten. Gisela Diebold, als Rheinländerin an die Diezer Realschule gelangt, sah sich wegen Lehrermangels urplötzlich der Aufgabe gegenüber gestellt, fachfremd den Kunstunterricht zu übernehmen. Sie erbat und erhielt Hilfe von Renate Felden, unter anderem in der Aquarellmaltechnik; sie fing Feuer und begann zu malen, „denn es kann ja nichts schaden, wenn man den Schülern etwas beibringt, was man auch selbst kann“, wie sie süffisant bemerkte. Bei Elli Wilczek war der Sohn, der schnell das Interesse an seinem Tiffanybaukasten verlor, der Auslöser und Impulsgeber für ihr künstlerisches Schaffen. Die von ihr gestalteten Kunstspiegel sind thematisch unter farblichen Gesichtspunkten, z.B. einer blauen und einer roten Serie, und unter formmäßigen Aspekten in der Ausstellung zusammengestellt, wobei sie es ablehnt, auf eine bestimmte Stilrichtung festgelegt zu werden.

Das trifft auch auf Gisela Diebold zu, die auf Wunsch des Veranstalters neben floralen Sujets vor allem wiedererkennbare örtliche Architekturen und Stadtansichten zur Ausstellung zusammentrug. Besonders eindrucksvoll zeigten sich ihre motivgleichen, die unterschiedlichen Jahreszeiten charakterisierenden Aquarelle.
Die gelungene Vernissage klang mit anregenden Gesprächen zwischen Künstlerinnen und Besuchern aus, wobei sich der Veranstalter der Kunstausstellung besonders über die positive Resonanz auch bei den Bewohnern der Betreuten Wohnanlage freute.

Autor: Volker Hermanns, Bereichsleiter AWO Residenz Oranienstein in Diez